Vor etlichen Jahren bekam ich von einem Bekannten aus Sömmerda einen Ersatz-Motor für mein SR2.
Da an ihm einiges nicht original war, z. B. befand sich auf der Grundplatte der Zündung so ein komisches schwarzes Teil, hatte ich seinerzeit alles wieder auf den Originalzustand zurück gebaut.
Der Bekannte arbeitete im Büromaschinenwerk Sömmerda (BWS) in der Abteilung Forschung und Entwicklung. Sie beschäftigten sich, wie er mir sagte, mit der Abrisszündung bei Zweitaktmotoren. Durch den Beitrag von Kobald
"elektronische Zündung,Biluxbirne"erinnerte ich mich wieder an das Gespräch und kramte die alten Teile hervor.
Folgendes konnte ich von dem Bekannten noch in Erfahrung bringen: Nachdem Ende der 1950-er Jahre auch in der DDR die Transistorfertigung angelaufen war, gab es im BWS Bestrebungen, den Unterbrecher von Mopedmotoren durch eine Transistorschaltung zu ersetzen. An Stelle des Unterbrechers sollte ein Transistor die Primärwicklung der Zündspule kurzschließen, bis die Spannungsspitze des magnetischen Abrisses vom Polrad die Schaltung durchsteuert und den Transistor plötzlich sperrt (d.h., den Kurzschluss der Zündspule aufhebt), was dann zum Funkenüberschlag an der Zündkerze führt. Das hat den Vorteil, dass magnetischer Abriss und Funkenüberschlag immer genau zusammenfallen, da sie sich gegenseitig bedingen. So kann sich auch nichts mehr verstellen und es steht immer eine maximale Zündenergie zur Verfügung. Durch verdrehen der Grundplatte des Zünders muss lediglich der magnetische Abriss mit der Zündstellung des Kolbens (hier 2,5mm vor O.T.) in Übereinstimmung gebracht werden.
Die Erprobung verlief erfolgreich, weil anfangs noch auf spannungsfestere und leistungsstärkere Transistoren, die man über Westberlin besorgte, zurückgegriffen werden konnte. Nach dem Mauerbau 1961 und der Embargopolitik der BRD und der USA versuchte man mit Transistoren aus der Sowjetunion den Anschluss zu halten. Aus dieser Zeit stammt auch das abgebildete Labormuster mit Germanium-Transistoren, das ich von meinem Bekannten bekam. Für langfristige Importverträge war aber der Mopedmotor wohl nicht wichtig genug, so dass die Sache später, auch durch die Verlagerung der Motorenfertigung nach Suhl, im Sande verlief.
Das Labormuster (links) wurde zu Testzwecken außerhalb des Motors montiert, während der vergossene Prototyp anstelle des Unterbrechers und des Kondensators auf der Grundplatte Platz fand.
Angefügtes Bild