Da ich mich bekanntlich dem Thema "Brandenburg" verschrieben habe, habe ich meine Sammlung wieder um ein ebensolches erweitert.
Die große Frage ist mal wieder das Baujahr. Naben sind von 1955, das Kettenblatt von 1956, ebenso der Dynamo ("02 56", fürs Bild nicht montiert). Rahmennummer 40730. Baujahr 56 kann es aber eindeutig nicht sein - Dekor, Gabel(kopf) und Rahmennummer deuten auf ein früheres Baujahr.
Nach der Rahmennummernliste kommt eher 1953 hin, wenn man davon ausgeht, daß bei den 54er Nummern "153.231 bis 168.616" jeweils die Eins fälschlicherweise davorgeschoben wurde (warum auch immer).
Das alles hieße in der Konsequenz, daß der Rahmen drei Jahre irgendwo lag (Fabrik, Händler, ...) bevor er Anfang 56 bestückt wurde.
Die Schutzbleche sind mir so noch nie untergekommen - aus Alu, aber ohne irgendwelche Umbördelungen o.ä. Die Überlaufstreben werden mit einem kleinen Alu-"Knubbel" gehalten und sind aus verzinktem Stahldraht. Alles in sehr einfacher Machart.
Die Felgen sind auch aus Alu, die Vorderradnabe hat den querliegenden Renak-Schriftzug. Hinten ebenfalls Renak. Der Gepäckträger ist aus Flachstahl, der Rahmenfarbe sehr ähnlich und gleicht dem MFM-Gepäckträger (nur ohne Abziehbildchen) ->
http://ddr-fahrradwiki.bplaced.net/images/...tr%C3%A4ger.jpg Rücklicht von Balaco.
Ein paar Fehlteile habe ich bereits ergänzt (Scheinwerfer, Lenker, Rahmen, Tasche, Pumpe und Halter, Klingel und Griffe).
Insgesamt ist das Rad in einem tollen Lackzustand. Geschätze 95% sind einwandfrei erhalten, ebenso Linierung und Spritzdekor. Farbe: Ein dunkles Weinrot mit einem Stich ins Braune. Könnte beinahe so ein SR-Maron sein. Die Farbe war damals vielleicht modern.
Aber die Abziehbilder! Die bröckelten bereits vor sich hin und schienen in kurzer Zeit für immer vergehen zu wollen, vor allem das am Steuerkopf. Sie mit Klarlack zu fixieren, schien mir zu riskant - Gefahr durch die Lösungsmittel etc.
Ich habe nun etwas ganz Verrücktes ausprobiert: Bilder nur mit einem feuchten Schwamm abgetupft (selbst dabei lösten sich einige kleine Partikel der Bilder) und dann peu a peu mit einem zarten Schulmalpinsel in mehreren Durchgängen mit PUTZVERFESTIGER (auch als Tiefengrund, o.ä. bekannt) vorsichtig bestrichen. Dieser Putzverfestiger besteht aus irgend einem speziellen Kunststoff, der in Wasser gelöst ist und nach dem Trocknen losen Untergrund bzw. Partikel fixiert. Es entsteht außerdem ein Seidenglanz, der der Optik von alten Abziehbildern gleicht. Da der Verfestiger keine Lösungsmittel (außer eben Wasser) beinhaltet, kann eigentlich nichts passieren.
Der langen Rede kurzer Sinn: Es hat funktioniert, die Abziehbilder sind wieder fest, seidenglänzend und dürften die nächsten Jahre überstehen.
Aber jetzt die Bilder.
Angefügtes Bild
