historische Reparaturen
zweirad |
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QUOTE | phänomario Erstellt am 24.05.2014, 22:19 Gerade die Provisorien dokumentieren doch eher die kreative Herangehensweise und dass es nicht immer "professionell" sein musste, um trotzdem zu halten oder zumindest zunächst zu funktionieren. thumbsup.gif Und so kurios es auch scheint, auch hier gilt: Nichts hält Länger als ein Provisorium! Alles was zumindest ich hier bisher gezeigt habe, ist autentisch, auch ggf. älter als die DDR (siehe Schutzblechreparatur).
Die Profis bauten doch für Profis oder "Gut-Betuchte", auch in der DDR. Ein Thema dazu ist sicher auch interessant, bedient aber erst recht ein Klischee. wink.gif |
Moin! Finde Ich aufgrund der individuellen Einfallsgabe des jeweiligen Schraubers und den zur Hand habenden Dingen zum Basteln, eine sehr Interessante Sache! Ins Wiki könnte man das Ganze ja unter "Werkstatt und Restaurierung" einfügen. Natürlich nur mit ausgewählten praxistauglichen Beiträgen. Zum Thema : Wollen wir nicht alle ein "echtes Einzelstück" der Fahrradgeschichte egal welcher Epoche haben?! Nun, mit einem Rad, welches in relativ kundiger Schrauberhand war und eine mehr oder weniger einzigartige "Reparatur" aufweist. Haben wir solch ein Stück in unserer Sammlung!  Einfallsreich finde Ich z.B. die Speiche hinterm Freilaufzahnkranz, um diesen einfacher demontieren zu können. Ich bin zwar auch ein großer Fan des Originalen, aber meine Bikes sind FAHRräder! Sprich Original in allen Ehren, aber Ich brauche z.B. keine 40 Jahre alten, porösen Reifen! Griffe, Sattel, Naben, Felgen, etc... kein Problem. Aber bei Bremsen und Reifen hört der Spaß auf. Ihr wisst was Ich meine...  Kurz und knapp zum Abschluss ... ... ... Neu kaufen kann jeder! Erhalten und gestalten ist angesagt!  Grüße aus dem Norden Robert
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Mr._Tonzy_Linder |
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Ich sehe dennoch keinen Sinn darin, jede halbherzige Schweißnaht o.ä. zum Zeitzeugnis zu erheben, nur weil es mal dazu diente, die Technik mehr schlecht als recht am laufen zu halten. Solange die Historie zur Bastelarbeit nicht bekannt ist, finde ich es auch sehr gewagt, sowas in den Kontext des Mangels zu setzen. Weder Speichen noch Scheinwerfer oder die Möglichkeit ein Schutzblech schweißen zu lassen, waren so selten, dass man nicht einen Ersatz bekommen hätte und die Lösungen sehen eher so aus, als wäre man einfach unwillens gewesen, nochmal den Gang in den nächsten Handel anzutreten. Falls dem dennoch eine Plattform im Wiki geschaffen werden soll, dann haltet es bitte aus der Werkstatt-Kategorie heraus, denn diese ist mit "In der DDR-FahrradWiki-Werkstatt findest Du viele Informationen, die Dir bei der praktischen Arbeit am DDR-Fahrrad hilfreich sind." überschrieben und da hat Gefusche, so historisch es auch sein mag, m.E. nichts verloren. Am Ende wird's noch als Reparaturvorschlag missverstanden. Den Tipp mit dem Drahtring hinterm Ritzel könnte man vielleicht noch mit aufnehmen, wobei der und diverse andere Schraubertipps für's Rennrad auch flächendeckend durch Junkers Radsport verbreitet wurden. Ansonsten sollte man m.M.n. dennoch darauf achten, die erwähnten Reparaturen ein Mindestmaß an Qualität haben, damit nicht jeden ruckzuck zurechtgedengelte Stück Blech seinen virtuellen Sockel bekommt. Als Anreiz vielleicht noch eine Schalthebelreparatur: Zuerst wurde der Schalthebelstumpf beidseitig 1mm abgeschliffen, um einen harmonischen Übergang des danach passgenau gefertigten Aluminiumblechs zu gewährleisten. Im vorderen Teil (Griffstück) wurden die Kanten sorgsam nach innen geschmiedet, verschliffen und poliert. Damit es hält, wurde der Hebelstumpf mit Kitt oder Harz in das Profil geklebt. Den Abschluss bildet ein passend gefeilter und polierter Kunststoffwürfel, der als Knauf auf dem Hebel sitzt. Dennoch nichts, was ich ins Wiki bringen würde, weil ich schlicht nicht weiß, ob der Schöpfer tatsächlich keinen passenden Hebel mehr bekam oder einfach Lust auf's Basteln hatte und deshalb sicher einige Zeit in dieses Detail investierte.
Angefügtes Bild

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moosmutzel |
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Interessanter Einwand.
Ich finde dennoch, dass die Tatsache, dass viel gebastelt und improvisiert wurde, im Wiki einen Platz verdient hat, denn es zeigt, dass im Alltag oft nicht solche glänzenden Vorzeigeräder gefahren wurden, wie wir sie dort abbilden. So wie es momentan ist, ergibt sich einfach ein verfälschtes Bild. Und ich fände es wichtig, eben auch diese Realität zu zeigen, wenigstens ansatzweise. Und wie ich schon schrieb, es war nicht immer der Mangel, der zum Basteln anspornte (Gründe waren sicher auch eine knappe Haushaltskasse oder Spaß an der Freude), aber insgesamt herrschte eine eher "bastelfreundliche Athmosphäre". Ich denke, das wird man nicht bestreiten können. Und die ist sicher auch und wesentlich durch die insgesamt nicht optimale Versorgungslage entstanden. Auch wenn es dann halt Dynamos im Laden gab, wurde eben gebastelt, weil selbst machen zum guten Ton gehörte. In einer Gesellschaft, wo nicht nur alles erhältlich ist sondern wo auch konsumiert werden soll, werden die Menschen natürlich nicht so zum Selbstmachen angehalten und in der Folge wird es nicht so ausgeprägt sein. Ich weiß, das ist nicht belegbar. Aber für mich ist es gefühlt wahr, und da wird einem sicher auch jeder aus früheren Jahrgängen Recht geben. Die Flohmarkthändler erzählen jedenfalls immer sehr leidenschaftlich von ihren Basteleien.
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phänomario |
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QUOTE (Mr._Tonzy_Linder @ 25.05.2014, 14:35) | "... jede halbherzige Schweißnaht o.ä. ..." ... "... Ansonsten sollte man m.M.n. dennoch darauf achten, die erwähnten Reparaturen ein Mindestmaß an Qualität haben, damit nicht jeden ruckzuck zurechtgedengelte Stück Blech seinen virtuellen Sockel bekommt." ... "... Dennoch nichts, was ich ins Wiki bringen würde, weil ich schlicht nicht weiß, ob der Schöpfer tatsächlich keinen passenden Hebel mehr bekam oder einfach Lust auf's Basteln hatte und deshalb sicher einige Zeit in dieses Detail investierte." |
Eine halbherzige Schweißnaht ....  wurde (bisher  ) nicht gezeigt. Als Thema würde sich z.B. Provisorien am Fahrrad eignen. Unter Werkstatt, da gebe ich Johannes Recht, passts eigentlich nicht. sollten ursprünglich, davon gehe ich aus, Notbehelfe sein. Und das, da stimme ich Martin voll zu, sollte auch dokumentiert werden dürfen. Jedem Referenzrad seinen Sockel  , auch wenn es mit Sicherheit nur aus der Fabrik original in den Verkauf kam. Als Alltagsnutz- und Gebrauchsgegenstand haben die sicher wenigsten genauso den Alltag über die Zeit bestritten. Die Gebrauchsräder, Das sind in meinen Augen der Spiegel der vergangenen Wirklichkeit nichts Anderes. Referenzräder haben oft richtig Arbeit und Investitionswillen gekostet, Finanziell und innere Überzeugung, dafür meinen höchsten Respekt. Aber bitte haltet die wenn auch nur gut gemeinten Provisorien mindestens auch als Zeitgeschehen fest. Egal aus welchen Gründen sie notwendig wurden. Gern auch ohne den Anspruch auf Nachahmung.
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zweirad |
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QUOTE | Mr._Tonzy_Linder Erstellt am 25.05.2014, 14:35 Ich sehe dennoch keinen Sinn darin, jede halbherzige Schweißnaht o.ä. zum Zeitzeugnis zu erheben, nur weil es mal dazu diente, die Technik mehr schlecht als recht am laufen zu halten. |
...haben nicht auch "Eigenbauten" und "selbst gebratenes Stahlrohr" die Entwicklung zum Tandem und BMX angestoßen?!  (Klapprad-BMX, BMS Kontakt Tandem) QUOTE | Ansonsten sollte man m.M.n. dennoch darauf achten, die erwähnten Reparaturen ein Mindestmaß an Qualität haben... |
Ganz deiner Meinung! Es geht ja nicht um Basteleien sondern um Reparaturen. Ob nun aus Mangel, Faulheit oder einfach nur einer "Bierlaune" heraus...Hauptsache gut gemacht. @ Moosmutzel : Zum Thema Nachahmung...Soll doch jeder selbst wissen was er macht. Geht doch um die Dokumentation. "Kuriosität und Notlösung" halte Ich aber für die falschen Begriffe... Grüße Robert
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moosmutzel |
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Die Frage ist also scheinbar, wenn man es dokumentiert, wie man diese Reparaturen wertet.
war es: Indikator für die Mangelwirtschaft gesellschaftlich verankerte Bastelfreudigkeit a. aus Gründen der Sparsamkeit (die vllt. dann schon aus Kriegszeiten herrührt) b. aus einem hohen Maß an Freizeit heraus (die Devise hieß ja: 8 Stunden Arbeit, 8 Stunden Ruhen, 8 Stunden Schlaf, nicht wie heute "unbezahlte Überstunden um den Job zu behalten") War Basteln vllt. politisch gewollt um Resourcen zu sparen? Viele Zeitschriften, die sich dem Thema widmeten deuten darauf hin. Wurde schon immer gleich viel gebastelt, unabhängig vom wirtschaftlichen System? (glaube ich nicht, kann ich aber nicht beweisen)
In dieser Art und Weise könnten wir in einem ersten Schritt Ideen sammeln und dann schauen, ob sich da ein Konsens ergibt. Dazu ist es sicherlich wichtig, dass solche möglichen Gründe nicht zu radikal vormuliert werden, da Andere sich sonst nicht mit ihnen anfreunden können.
Am Ende haben wir natürlich keine belastbaren Fakten und das Ganze bleibt angreifbar. Aber wir haben einen relativ repräsentatives Meinungsbild.
Ist vllt. bissl aufwendig, aber ich wüßte nicht, wie man sich dem Thema sonst sinnvoll nähern sollte, ohne dabei die Meinung von Einigen hier aussen vor zu lassen.
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