historische Reparaturen
moosmutzel |
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Ich fänds auch nicht schlimm, wenn das Thema das Forum nicht verläßt. Spannend ist auf jeden Fall, warum das hier eigentlich die Gemüter so erhitzt.
Mein Zugang zu dem Thema ist wie gesagt, dass die DDR durch diverse Museen mit auf Hochglanz poliertem Wartburg in der Vitrine zu so einer sterilen Gesellschaftsmumie verkommt und man nicht vermittelt bekommt, wie die Menschen lebten. Ich finde gut restaurierte Räder super. Aber was sagt mein Mifa Exportmodell über die Fahrradrealität der DDR aus? Ich finde, man könnte dem Edlen, Seltenen und Schönen etwas zur Seite stellen, was die Realität wenigstens ein Stück weit wiedergibt.
Ich vermute außerdem, das Ganze einzuschätzen ist unsere Generation gar nicht so richtig in der Lage. Ich sag nur "Frag doch die Alten! Frag doch die Alten! Mhmmhmmh" (Sendung aus dem Abendgruß) Aber wir versuchen es natürlich trotzdem und das ist auch in Ordnung so. Jede Generation definiert sich ja auch über ihr Bild von der Vorgängergeneration.
Ich weiß, dass mein Vater beim Hausbau aus Mangel an den passenden Baustoffen zu allerlei Tricks und Kniffen gegriffen hat, die man heute noch hier und da sieht. Hält, aber ist halt improvisiert, gut improvisiert. Dieses Improvisieren gab es nicht nur im Privaten, sondern auch im öffentlichen Raum. Das ging wohl so weit, dass es manchmal nicht mal mehr zum Improvisieren reichte, weswegen Bauzeiten um ein vielfaches überschritten wurden. Ich kann mich noch an eine Karrikatur aus dem "Eulenspiegel" erinnern, auf der Bauarbeiter alte Bretter und anderes Zeug nur lose zur Form eines Hauses aneinandergelehnt hatten. Darunter stand "Wir müssen noch improvisieren."
Vllt. müßte man mal altgediente Fahrradmechaniker fragen, wie das damals mit der Versorgungslage konkret im Fahrradbereich war. Ich vermute ja, das sah nicht allzu rosig aus. Und auch wenn man vllt. diese Plastikpedale mit Reflektoren bekam, so fielen die doch nach ein paar 100 Km auseinander. Also hat man sich vllt. überlegt, ob man sich nochmal so einen Schrott kauft, oder sich selbst aus den alten 50er Jahre Infestos was bastelt.
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Mr._Tonzy_Linder |
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Ich hatte das DDR-FahrradWiki bis jetzt stets als Lexikon der Erzeugnisse aus der DDR-Fahrradindustrie verstanden. Dass dort inzwischen auch kleinere Geschichten wie (professionelle) Neulackierungen einzelner Fahrradhändler Eingang gefunden haben, hängt ja schlicht damit zusammen, dass die entsprechenden Räder eine Art eigene Modellpalette/Kleinserien darstellen. Das ist bei den Heimarbeiten seltenst gegeben. Mit Ausnahme derer, die letztlich einen Beruf daraus machten (Elsner o.ä.). Die Abbildung der politischen Umstände und anderer Gegebenheiten sehe ich nicht als Aufgabe des Wikis, wenn es nicht zur Begründung bestimmter Maßnahmen in der Industrie dient. Wobei es durch die Kategorie "Alltagsbilder" auch dahingehend schon einiges zu sehen gibt; allerdings teilweise auch durch die Propaganda-Brille. Gebastelt wurde daneben auch schon lange davor. Bestes Beispiel ist mein ältestes Diamant-Rad, bei dem vermutlich kurz nach dem Ersten Weltkrieg der Schwanenhals-Rahmen eines Damen-Rad (vrmtl. Modell 8D) mit dem Hinterbau eines älteren Halbrenners (Modell 10) repariert wurde. Und zum Thema Improvisation: Selbst Hitler's Prachtstadion in Berlin wurde zur Hälfte in die Erde gebaut, weil man für zwei oberirdische Zuschauerringe gar nicht genug guten Muschelkalkstein hatte.
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Mr._Tonzy_Linder |
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QUOTE (Jenser! @ 07.06.2014, 17:41) | Scheiß doch aufs WIKI. |
Alles klar. War's wieder zu viel Text? Was hindert euch denn daran, einfach einen neuen sauberen Thread mit den Reparaturen zu eröffnen, in dem von vornherein klargestellt wird, dass nur in loser Folge Beispiele für Improvisation gezeigt werden sollen und keine Diskussion gewünscht ist? Findet sich dann auch schneller in der Google-Suche  Ich guck mal, was ich noch so an überpinselten Rahmen und Teilen habe, denn wenn die Silberbronze nicht auch ihre Würdigung erhält, wäre das ja nur inkonsequent.
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Mr._Tonzy_Linder |
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QUOTE (Jenser! @ 07.06.2014, 20:08) | Mach ne Wissenschaft draus, Tony. |
Mit "z" bitte Die Sache mit der wissenschaftlichen Herangehensweise vermeidet einfach Fehlinterpretationen und falsche Aussagen. Gebastelt wird heute immer noch, da braucht man nur mal an den regelmäßig genutzten, aber mit low budget gepflegten Drahteseln vor Bahnhöfen, Schulen oder Universitäten schauen. Wenn dort beispielsweise ein Gepäckträger oder Schutzblechstreben mit Kabelbindern befestigt sind, müsste man gemäß deiner Vorstellung "ich helfe mir selbst, wenn es schon nix gibt" und "Maßnahmen der Zeit" in 50 Jahren konsequenter Weise mutmaßen, dass es im Deutschland des frühen 21. Jahrhunderts zu zeitweiligen Engpässen bei der Verfügbarkeit von Schrauben kam, die von der cleveren und vom Erfindergeist geprägten, deutschen Bevölkerung mit kreativen und preiswerten Lösungen überbrückt wurden. Gleichsam müsste man dann annehmen, dass sich diese als so innovativ herausstellten, dass sie einfach beibehalten wurden und deshalb für die geneigten Altfahrradinteressierten aus dem westlichen Großrussland erhalten geblieben sind.
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