Intressantes Thema...
Ihr kennt doch die firmensignierten "Schmiegen" (Gliedermasstäbe")? Das ist eine preiswerte Marketingmassnahme, die im Corporate Identity-Design erfolgt. Die gibts "dazu", zum wegschenken und es gibt auch verbissene Sammler.
Nun, Das, was heute die Schmiege ist, war früher die Klingeloberschale. Jeder Mensch fuhr Fahrrad. Daran war eine Klingel und die ist ständig im Blickfeld des Fahrers. Also wurde die Klingel "Marketinginstrument". Es gibt sie von der "Löwenapotheke St. Nimmerlein" oder vom "Klempnermeister Röhrich" und, und und.
Für die Schmiege brauch man heute nur ein Drucklayout. Für die Klingeloberschale brauchte man damals nicht viel mehr, halt aufwändiger..ein Presswerkzeug mit dem Motiv (heute würde ich "Coinage" sagen

). Jeder Hersteller von Klingeln hat das sozusagen als OEM-Produkt gemacht oder machen können. Es ist immer eine Frage der Stückzahl/Preis.
Das war vor dem WW II.
Zu DDR-Zeiten hatte man das Werkzeug "Marketing" etwas in den Hintergrund gedrängt. Brauchen wir nicht. Gleichwohl hat man aber (z.B. Simson mit der Lilie) eine Linie gefahren. Nicht etwa aus Traditionsgründen oder so (das war ehh verpönt), nein, feste Lieferverträge, Kontingente, fertig, aus. Die muss dran, was andres gibts nicht
Ich bin mir fast völlig sicher, dass es zu DDR-Zeiten nicht mehr als max. 15 verschiedene Klingeloberschalen gegeben hat.
Im Gegensatz zu vor dem Krieg 1000e.
Im Technikmuseum in Großschönau ist eine ganze Vitrine voll mit alten, teilweise skuril geformten(zweifach etagiert) und geprägten Klingeloberschalen zu sehn.
Zitat" mit einer 1 im Dreieck und ebenfalls 09/2108 drauf stehn. Zitat Ende"
Die 1 im Dreieck ist das Qualitätssiegel, die Nummer dahinter die TGL-Fertigungsvorschrift (ähnlich der DIN).
Ich hoffe, ich konnte was beitragen
Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten.
Karl Kraus