Klappi-Mania

ich habs zwar versäumt, aussagekräftige Bilder zu knipsen, will aber trotzdem ein paar Zeilen dalassen. Vielelicht kann ich noch ein, zwei Fotos nachliefern.

Mit einem der Rahmen kam ein arg mitgenommener brauner Ledersattel. Ob der "Serie", "Option" oder schlicht von einem andern Rad übernommen war ist mir nicht bekannt.
Offenbar war er lang da drauf, recht abgenutzt, hat Moos am Leder und Rost am Gestell angesetzt. Die Lederdecke war auch stark verzogen, wahrscheinlich war das Rad mit dem Sattel lange angelehnt. Der Zustand war erbärmlich und schrie nach Müllcontainer.

Nach einweichen mit Rostlöser liessen sich die Mutern lösen, ich konnte die Decke vom Gestell lösen und selbiges komplett zerlegen. Zwei Drahtbögen mit Federwindungen, zwei Befestigungsmuttern zur Sitzdecke, das Formblech vorne mit Spannschraube und Mutter und der zerlegte Sattelkloben bestehend aus der Sattelrohrschelle, den beiden Formblechen und Scheiben, zwischen denen die Drahtbügel klemmen sowie die Schloßschraube mit Mutter.

Die Decke habe ich mit Lederconditioner, Bürstchen und einem Spülschwamm bearbeitet, um die Oberfläche von Moos und Schmutz zu befreien und das Leder aufzuweichen. Auch die "Fleischseite" wurde mit der Lederpflege eingeweicht. Danach wurde die Oberseite noch mit Lederfett gesalbt.

Die Metallteile wanderten in eine Kunststoffwanne und wurden gebadet... ohne Schaumbad mit Fichtennadelöl, dafür mit Entkalker für den Wasserkocher (100% Zitronensäure, 250ml 1,99) und etwa 1 Liter heißem Wasser. Nach einer Stunde war ich schon mehr als erstaunt, über Nacht war der Rost komplett weg.
Naürlich lassen sich Narben und Fehlstellen nicht wiederherstellen, aber poröser Rost und fleckige Oberflächen weichen einem sauberen metallischen Ton mit ehrlicher Patina. Eine Streichelmassage mit einem öligen Lappen schützt vor neuerlichem Flugrostbefall.

Das Sattelgestell harmoniert jetzt sehr gut mit der Sitzdecke, die durchaus noch die Spuren ihres bisherigen Lebens trägt, aber wieder einigermaßen geschmeidig ist.

Der letzte Schritt nach der Wiedermontage des Gestells und Aufziehen der Decke galt deren verzogener Form. Mit wenig Spannung auf dem Gestell und einem Lappen als Oberflächenschutz
wurden mit einem kurzen Spanngurt die beiden Flanken zusammengezogen. Die verschobene Decke im hinteren Sitzbereich wölbt sich dadurch ebenfalls gleichmäßig auf, so dass nach zwei Tagen der Sitz wieder annähernd spiegelsymmetrisch ist.

Ein passendes "Projektchen" für die derzeit rare Freizeit, mit sehr erbaulichem Erfolg.

das letzte, versprochen...

901 hellgrün metallic, Rahmennummer 109839, demnach ziemlich genau 1970, mit einigen Details, die mich schon wieder verwirren...
Kurbellänge habe ich noch nicht gemessen, sieht aber zu lang aus...





runde Pumpenhalter oben und unten, am oberen gibt es einen spürbaren, umlaufenden Absatz am Sattelrohr, hat keiner meiner anderen Rahmen.



alte Variante des Scharniers, alte Variante der Lenkschaftklemmung





Schutzbleche in Rahmenfarbe liniert



Gabel mit Ösen für Frontgepäckträger? Dachte, den gabs erst später?



Beleuchtungsanlage wurde wohl mal umgebaut, Rücklicht I/80, Dynamo II/81.
Das Halteblech ist kurz, da gehört doch die Blocklampe dran?






Teilesammlung läuft derweil auch hoch, peu à peu kanns dann in die Aufbauphase(n) gehen...
Wird sich bei den älteren Schätzchen auf reinigende und konservierende Maßnahmen beschränken,
vom Alter passende Naben zu finden ist noch eine Herausforderung.

Dir fehlt der Lampenhalter, der mit am Steuersatz verbaut wurde. Die Plastelampe kam erst 1971/72, du brauchst noch die silber lackierte Runde.
Das Kettenblatt sieht passend aus.

Danke, wertvolle Infos!
Die Lampenhalter scheinen relativ rar gesät, einen konnte ich ergattern...

so, neues von der Front

Eisenglimmer anthrazit, ich steh auf das Zeug... matter geht einfach nicht und so fette BMX-Schlappen, dass es wohl nur mit ordentlich ausgeleierter Kette (weit hinten...) genug Freigang geben wird... Sattel und Lenker sind nicht final, eine ziemlich große, eckige Soubitez-Lampe hab ich auf gelb umgebaut, mal sehen, was mir noch so an Blödsinn einfällt.
Die Räder sind nicht wirklich hübsch, liessen sich aber sehr sauber zentrieren, nachdem ich alle Nippel eine halbe Umdrehung geöffnet hatte und mich dann vorwärts getastet hab.

An dem Teil könnte ich mir vorne nen schmalen Flachlenker gut vorstellen. Und ein 52-Zähne-Kettenblatt, dann wäre das nen Klapprad-Renner naja, viel spaß beim basteln auf jeden Fall! Klappräder kann man ja nicht wirklich verunstalten ...

Das lange Dynamohalteblech gab es nur im zusammenhang mit der Felgenbremse. Zum Schluß wurde das nur noch angebracht. Alles halt eine Frage der Negativen Beschleunigung...

dann müsste es verdammt viele felgengebremste Klappis geben, viele entsprechend geschädigte Felgen/Vorderräder und die Massen an angebotenen Stempelbremsen wären reine Nostalgie...?

Mir ist heute das erkleckliche Spiel in der Hinterradnabe aufgefallen. Da kam dann einiges zusammen, ein Lagerkäfig gebrochen, eine Nutmutter verwürgt und sogar geschüsselt, die Scheibe drunter hat ihre Nase verloren, und die Kugellauflläche auf dem Konus lässt vermuten, dass da jemand länger so unterwegs war. Fett, auch verharztes/altes war eher Fehlanzeige...
Der Konus übrigens beschriftet mit "IFA 86", die später verbauten Teile aus der Spendernabe nur mit "RENAK".

Wieso das?

Solche Käfige zerbrechen, wenn man längere Zeit mit zu großem Spiel fährt, jo. Das ist dann allerdings weniger Mifa sondern eher der nachlässigen Wartung durch den Vorbesitzer anzulasten. Aber hinzu kam in den 1980ern natürlich die nachlassende Materialquali, und kaum Fett im Achslager gehörte damals leider ebenfalls zur "Werksausstattung". Eine völlig sinnlose Verschwendung von Material und Haltbarkeit. Es lief schon allerhand schief bei Mifa damals - und das, obwohl die Produktionsanlagen Anfang der 1980er modernisiert bzw. neu gebaut wurden ... wie der MDR-Film über Mifa zeigte, war man bei Mifa damals auch sehr engagiert beim Fälschen von Produktionsplänen/normen und ging so weit dass sogar die Stasi in den Skandal eingriff. 1989 hatte Mifa dann einen neuen Chef ...

naja, ich hab ja nach wie vor nur begrenztes Wissen, aber ich sehe viele und besitze einige Gabeln/Räder eher jüngeren Baudatums mit dem langen Dynamohalter.

docralle schrieb:

ich bin bislang davon ausgegangen, dass die Felgenbremse das lange Blech braucht, diese aber eben nicht in jedem Falle verbaut war, ebenso wie die Ösen für den vorderen Gepäckträger durchaus ohne Träger vorhanden sein können.
Also sinngemäß "903 und 904 gleiche Gabel, aber nur 904 mit Felgenbremse / Frontträger".

Das Angebot an gebrauchten Felgenbremsen ist eher überschaubar, Stempelbremsen gibts zuhauf, gleichwohl ich den Eindruck habe, dass die schwarze Variante seltener angeboten wird.

Auch müsste es nach meinem Verständnis sehr viele Felgen mit entsprechenden Verschleißspuren geben, wenn das lange Blech Ausschlußkriterium für die Stempelbremse ist. Räder sind mir jetzt schon einige arg mitgenommene untergekommen, aber noch keine der Felgen hatte Schleifspuren.
Nichtmal die beiden Stahlfelgen in meinem Fundus, von denen ich nicht weiß, ob sie wirklich auf die Renak-Naben gehören...

Die lange Halterung gab es auch mit Stempelbremse, das war wohl eher eine Baujahresabhängige Sache. Stahlfelgen gehören zu Kinderrädern, die hatten meines Wissenns aber dann immer eine Stempelbremse gehabt.

@Nico: Genau. bei den Tourensporträdern mit Stempelbremse kam die lange Halterung ca. 1984, das war bei den Klappies wahrscheinlich nicht anders ...
@S&T: Ich glaub, du hast Ralles Aussage falsch interpretiert. Er meint doch genau das was du auch meinst. "Zum Schluss wurde das nur noch angebracht", damit meint er denke ich mal die lange Halterung. Ab wann die 903er Klappräder werksseitig mit Felgenbremse ausgestattet wurden, ist nicht so ganz klar. Vermutlich ab ca. 1988.
Fazit: In der Zeit ca. 1984 bis ca. 1988 gab es an Klappies lange Dynamohalterungen in Kombination mit Stempelbremse.

Das hat den einfachen Grund, dass in den 1980er Jahren, als die Plasteteile schwarz waren, nur noch realtiv wenige Fahrräder mit Stempelbremse ausgestattet wurden. Dass es Felgenbremsen als Ersatzteil seltener gäbe als Stempelbremsen, kann ich so nicht bestätigen, das ist offenbar ein subjektiver Eindruck.

in den Grundzügen mein Infostand... deshalb frag ich ja so blöd...

Was die Felgenbremse angeht mag der Eindruck vielleicht daran liegen, dass diese seltener als Klappi-Teil beschrieben werden. Die angesprochene Subjektivität ist ja nun mal jeglichem persönlichen Eindruck zu eigen...

der graue Klappstuhl wartet derweil noch auf seinen BMX-Lenker, ausserdem klafft in meinem Fundus ein Loch in Form eines Steuerrohres... Klemmschraube mit Sterngriff und Klemmstück sind da, aber das Röhrl aussenrum glänzt durch Abwesenheit. Aber das wird die Zeit heilen, zwischenzeitlich ist Spendermaterial da. Für die 901-Baustelle ist eine Vorderlampe IV/71 bei mir angekommen, so gehts immer ein kleines Bißchen weiter...

Für alle Klapprad-Verrückten viell. ein gutes Inserat https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige...567481-217-3845

klingt interessant, aber mein Portemonnaie macht grad auf "Modell Zwiebelleder" ...
der graue Klapppanzer rollt auch nimmer, Schlauch geplatzt... im Stand, einfach so...