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> Fragen zu Wellendichtringen (WDR), Einbaurichtung und Qualitätsunterschiede
ENIGMA
Geschrieben am: 17.04.2017, 18:43
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Hallo, ich bin gerade dabei, die Kugellager eines 150er MZ TS Motor zu tauschen. Er war noch nie offen seit seiner Herstellung, und mir fiel auf, das der WDR links auf der Kurbelwelle eigentlich verkehrt herum verbaut ist.
Die offene Seite des WDR sollte ja eigentlich immer der Druckseite, zugewandt sein, das ist hier genau anders und vom Simson SR 2 Motor kenne ich das auch.
Der Hersteller hat das ja sicherlich nicht wahllos gemacht, nur warum? Oder liegt es daran, das zur Druckseite noch Kugellager hinter dem WDR sind?
Und die schon so oft gestellte Frage: Welchen Unterschied macht nun Blaue, Schwarze und Braune WDR aus und was ist langfristig besser für so einen Motor?
Mich interessieren dabei weniger Erfahrungswerte von Euren Motoren, mehr die Hersteller Angaben.
Dankeschön, mfg Enrico
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klaus30
Geschrieben am: 18.04.2017, 11:01
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Du hast leider nicht geschrieben, um welchen Motor es sich genau handelt. Wenn es schon ein MM 150/3 ist, sind die Kurbelwellenlager bekanntlich durch das Gemisch geschmiert. Bei den Vorgängern geschieht dies durch das Getriebeöl.


Richtig ist, dass die Dichtlippe immer zum abzudichtenden Medium zeigen soll. Bedingt durch die wechselnden Druckverhältnisse im Kurbelgehäuse ist es allerdings eine eigene Betrachtungssache, welches Medium man bevorzugt abdichten will. Der Druck wirkt auf die Dichtlippe unabhängig von der Einbaulage.
Die Dichtlippe des Wellendichtrings zeigt original bei MZ immer zur Seite mit dem Getriebeöl.
Die glatte Seite, welche original garkein und heute meistens nur eine sogenannte Staublippe besitzt, in Richtung Kurbelgehäuse. Bei den Simsonmotoren ist das bis zur Einführung der M5X1 Motorenreihe auch so behandelt worden.
Mit Einsatz der neuen Motoren wurde der Wellendichtring in seiner Einbaurichtung gedreht. Die Dichtlippe zeigt von nun an in Richtung Kurbelgehäuse. Meiner Meinung nach ist das auch sinnvoll, denn auf der Achshöhe der Kurbelwelle befindet sich im Betrieb höchstens hochgeschleudertes Getriebeöl. Das Gemisch im Kurbelgehäuse dagegen befindet sich alleine durch die Lagerschmierung immer direkt auf der Höhe des Wellendichtringes. Daher ist es sinnvoller, die Dichtlippe in Richtung der Kurbelkammer zu drehen. Denn wo etwas ist, kann auch etwas abgedichtet werden. Wo nichts oder wenig ist, sind die Anforderungen geringer. wink.gif
Bei den MM 150/3 bzw dann späteren MZ Motorenreihen mit gemischgeschmierten Kurbelwellenlagern sind die Wellendichtringe immer nach dem Prinzip verbaut, dass die Dichtlippe zum Getriebeöl zeigt.

Grundlegend dafür steht die Entscheidung, welches Medium man lieber abdichten möchte. Prinzipiell ist dies bei unseren Motoren das Getriebeöl. Wird Getriebeöl angesaugt, so läuft der Motor viel zu fett und durch den sinkenden Ölstand können schwerwiegende Lager-/Getriebeschäden auftreten. Daher ist es sinnvoll, diese "Grundessenz" des Motors hauptsächlich abzudichten. Der Kurbeltrieb selber, also Pleuellager und Zylinderlaufbahn, erhalten ihre Schmierung kontinurlich als Verlustschmierung durch das angesaugte Gemisch.


Zu den Werkstoffen:

Damals gab es schwarze und grüne Wellendichtringe. Grüne Wellendichtringe wurden an der Kurbelwelle eingesetzt, da sie kraftstoffbeständig waren. Alle anderen Dichtstellen haben keinen Kontakt mit Kraftstoff, brauchen also nicht besonders geartet sein.

Eine Übersicht über heute verwendete Materialien findest du beispielsweise hier. oder auch hier.

Direkte Herstellerangaben wirst du nicht finden, vorallem nicht zur Lebensdauer in einem MZ-Motor. Man kann lediglich anhand der Werkstoffe nachschauen, für welche Rahmenbedingungen das Material ausgelegt ist.


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Schöne Grüße aus Mittelsachsen!
PM
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ENIGMA
Geschrieben am: 18.04.2017, 16:22
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Super Klaus, was soll ich noch sagen, mehr ausführlich Antwort geht ja bald gar nicht mehr. Dankeschön! thumbsup.gif Und zu den WDR ist der zweite Link Klasse, Fazit: Ob blau oder braun ist unseren Motoren eigentlich wurscht, beide sind bestens geeignet, nur Preisunterschiede machen die WDR aus und ich will auch lieber gegen Getriebe Öl abdichten so wie einst wie der Hersteller.
Es ist wie vermutet der letzte MM 150/3 Motor.

Nur eine letzte Frage: Besonders das große Lager auf der rechten Seite der Kurbelwelle ist stark verschlissen, es rattert enorm, Spiel ist aber kaum zu spüren. Der Motor hat nun fast 22000 km hinter sich, ist das für ein DDR DKF Lager eine normale Lebensspanne? Es sollen nun SKF Lager rein, ich hoffe Mal das die ähnlich lange halten. hmm.gif
Mfg Enrico
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klaus30
Geschrieben am: 20.04.2017, 09:41
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Welche Variante man nimmt, das liegt wieder am eigenen Empfinden. Aufgrund der höheren Temperaturverträglichkeit und direkter Kraftstoffeinwirkung würde ich persönlich an der Kurbelwelle auf die Vitonringe setzen und hab damit sehr gute Erfahrungen. An allen anderen Stellen reichen die "normalen" Wellendichtringe vollkommen aus.

Das rechte Kurbelwellenlager ist die kritischste Lagerstelle an dem ganzen Motor. Es fungiert konstruktionstechnisch als Loslager. Um den Lagersitz und das Lager (hohe Flächenpressung bei kaltem Lager, höherer Verschleiß) nicht übermäßig zu strapazieren ist es gerade bei den kleinen MZ-Motoren wichtig, sie sorgsam warm zu fahren. Ich fahr immer 5 km entspannt, damit der Motor seine Betriebstemperatur erreicht und erst danach wird er voll belastet.
Bei den DKF Lagern sind solche Laufleistungen ok, da gab es bekanntermaßen einige Qualitätsschwankungen. Die hohen Laufgeräusche können auch davon rühren, dass der Motor längere Zeit ohne Schmierfilm stand und so die Lager leichten Rost angesetzt haben. Der wird zwar im Betrieb wieder abgetragen, sorgt aber dabei für erhöhren Verschleiß an Laufbahnen und Wälzkörpern.
Die Nutzungsdauer des Motors bis zur Generalüberholung liegt bei 40000 km. Davon hast du zwar nur knapp über die Hälfte erreicht, allerdings muss man dazu immer die Betriebsbedinungen sehen. Stillstand, Kurzstrecken, Ruckartiges Fahren usw verringert diese Lebensdauer natürlich drastisch. Einzelne Baugruppen wie die Primärkette sind schon eher verschlissen, diese können allerdings ohne Demontage der Motorhälften gewechselt werden. wink.gif


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Schöne Grüße aus Mittelsachsen!
PM
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