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> Wärme, und wie man sie misst/einschätzt
NorbertE
Geschrieben am: 14.07.2008, 17:36
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Es wird ja beim Reparieren von Mopeds auch immer mal von „Erwärmen“ und manchmal sogar mit direkt genannten Temperaturen gesprochen.
Nicht jeder wird ein elektronisches Thermometer haben und ich habe hier ein altes Buch, nach dem ich selber manchmal „praktiziere“ biggrin.gif
Der Schmied, der das sicherlich mal gelernt hat, wird mir verzeihen oder kann sogar was dazu beitragen.
Alles, was über 40°C warm ist, empfindet der Mensch als „heiss“, kann es nicht mehr „fühlen“ und man muss es versuchen, dem Auge sichtbar zu machen. Und das geht mit einfachen Mitteln.
Leider kann ich das nicht mit Fotos unterlegen, aber vielleicht hilft es ja trotzdem. ganz zum Schluss werde ich einige Temperaturen angeben, die so an oder in unseren Motoren entstehen.
Vorneweg: Wir bewegen uns zwischen 60 und ca. 500 °C!

Die erste Methode, die ich auch selber anwende, ist spucken biggrin.gif Die ist die Ungenaueste, mit Beobachtung aber hilfreich. Ursprünglich kommt die Spuckerei eigentlich aus der Schmiede. Dort wird/wurde jedes Stück Eisen vor dem Anfassen angespuckt, einfach um sich die Finger nicht zu verbrennen. Denn einem Stück 200 °C heisses Eisen sieht man von aussen die Temperatur nicht an!!

Die Spuckerei ist hilfreich z.B. beim Aus- und Eindrücken von Lagern in Leichtmetallgehäuse. Aber nur, wenn man die Spucke mit dem Alu erwärmt und beobachten kann. Wenn die Spucke anfängt, zu zischen und zu tanzen, sind ca. 100 °C erreicht. Aber beachten: auch bei einem 200 °C heissem Aluteil zischt und verdampft natürlich die Spucke.
Deswegen Teil und Spucke zusammen erwärmen!

Leichtmetalle, auch ausgehärtete, vertragen zum Formen, Richten (z.B. Vergaserflansche) kurzzeitig 160-250 °C. Aber bitte nicht mit dem Schweissbrenner!! Wie wir 160 °C ziemlich genau messen können, kommt noch. Die angegebenen ca. 100° C sind zum Lagern in Alu ideal und dafür reicht die Spuckemethode.


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NorbertE
Geschrieben am: 14.07.2008, 17:56
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Gummi ist ja wieder was andres laugh.gif

Wenn wir jetzt etwas höhere Temperaturen, z.B. zum Richten von Leichtmetallteilen benötigen (die angesprochenen 160-250 °C) geht’s mit Spucke nicht mehr. Dort nimmt man einfach Zucker in Streuform. Zucker schmilzt bei ca. 165 °C. Er wird flüssig und zieht Fäden. Wird er nicht gelb dabei, bewegen wir uns im Bereich 160-170°C. Wird er nach ca. 5 Sekunden leicht gelblich, haben wir ca. 200 °C. Wird er schon beim Schmelzen goldgelb bis braun und beginnt brenzlig zu riechen, ist die 250 °C-Marke erreicht. Das ist das Maximum, was man Alu zumuten sollte.
Probiert es aus auf einem gerade 10 Km gefahrenen Zylinderkopf. biggrin.gif Da habt Ihr die ungefähre Temperatur.


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NorbertE
Geschrieben am: 15.07.2008, 08:26
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Benötigen wir es z.B. zur Bearbeitung von Eisenteilen heisser als 250 °C, hilft auch der Zucker nicht mehr.
Bis ca. 550 °C kann man sich da mit zwei Stücken Eichenholz und Fichte behelfen.
Mit Eiche gemächlich auf dem erhitzten Gegenstand gerieben, erzeugt einen deutlich sichtbaren hellbraunen Strich schon bei 300 °C. Nimmt man Fichte, passiert das erst bei 350 °C.Hinterlässt Fichte nach langsamen Reiben einen dunkelbraunen Strich, haben wir um die 450 °C. Wird der Strich sofort schwarz, sind es 500. Verschwindet der Strich sofort wieder, haben wir 550 °C. Darüber flammt das Holz auf. Eisen verfärbt sich bei 600 °C deutlich sichtbar bräunlich, steht also kurz vor dem Glühen.

Eine weitere aussagefähige Variante ist, die Temperatur über Anlassfarben zu bestimmen. Einfaches Beispiel: Man nimmt ein Stück blank gemachtes Eisenblech und steckt es zwischen die Rippen am Zylinder eines grad gefahrenen Motors. Es wird sich gelbbraun verfärben. Die zugehörige Temperatur ist ca. 250-255 °C.

Die (längst vergessenen) Anlauffarben sind:

-mattes Hellgelb 220 °C
-Hellgelb 225
-Strohgelb 235
-Dunkelgelb 245
-Gelbbraun 255
-Beginn Rotbraun 265
-Purpurrot 275
-Starkes Purpur 285
-Dunkelblau 295
-Hellblau 310

Wenn man sich also mal einen Krümmer anschaut, der so von Rot bis Hellblau verfärbt ist, so ist der halt mal zwischen 275-310°C heiss geworden.

Zum Schluss noch paar Temperaturen an/aus einem luftgekühlten Zweitakter:
-220-250 °C am Zylinder ist normale Betriebstemperatur.
-die "kälteste" Stelle am Zylinder (also vorn) hat immer noch 140-160°C
-der Kolbenboden erreicht 300-500 °C
-ein Pleuellager unten hat zwischen 60 und 200

Natürlich ist es schön und modern, wenn man über ein berührungsloses Infarotthermometer verfügt, aber das wird wohl nicht Jeder mal so schnell rumliegen haben. Da man in unserem Fall die Temperaturen nicht unbedingt aufs 10tel Grad wissen muss, helfen vielleicht die obigen Ausführungen. Damit kann man mit etwas Erfahrung schon viel anfangen.


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Calle
Geschrieben am: 15.07.2008, 17:40
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das heißt wenn der krümmer glüht , ist er über 600 ° heiß?

intressante sache das thumbsup.gif


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ddrschrauber
Geschrieben am: 15.07.2008, 18:30
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Der ist so Hellblau, ich habe mir den am Sonntag beim verladen angesehen. Aber Chrom hat andere Temperaturen bei den Anlassfarben als Eisen. Nur die Glühfarben sind bei allen Materialien gleich.

Der Tim


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Calle
Geschrieben am: 15.07.2008, 18:31
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hier mal meiner von meinem motorrad,

zu sylvester haben se die böller dran angezündet laugh.gif

is kein fake wink.gif

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ddrschrauber
Geschrieben am: 15.07.2008, 18:32
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750°C. thumbsup.gif


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ddrschrauber
Geschrieben am: 15.07.2008, 18:35
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Zitat (NorbertE @ 15. Jul 2008, 09:26)
-der Kolbenboden erreicht 300-500 °C

Hallo Norbert, der Kolbenboden erreicht max 300°C, bei Rennmotoren bis 350°C, darüberhinaus würde Aluminium seine Festigkeit verlieren.

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Geschrieben am: 15.07.2008, 19:15
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Nun, Tim, da ich das nochnicht messen musste, hab ich gerade diese Weissheit aus dem alteen Buch. wink.gif


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ddrschrauber
Geschrieben am: 15.07.2008, 19:52
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Ich habe meine Daten aus "Verbrennungsmotoren" vom Vieweg Verlag. Das ist geläufige Literatur für Studenten von Maschinen- und Fahrzeugbau. wink.gif

Der Tim


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Schmied
Geschrieben am: 15.07.2008, 21:28
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Ich jetzt auch mal kurz zu diesem Thema:

Beruflich gesehen habe ich schon ausgiebig mit der erwähnten Thematik zu tun gehabt, wobei für mich allerdings mehr die Temperaturen jenseits 600°C interessant sind.

Tim muß ich soweit Recht geben, dass für Alu die Grenze bei 350°C liegt, bei der es noch die erforderliche Festigkeit besitzt. Bei höhere Temperaturen besteht die Gefahr des Verformens. Ab dieser Temperatur wird übrigens Alu schon geschmiedet.

Zu den Prüfverfahren könnte man noch die Methode mit Kernseife für den Temperaturbereich von 250...500°C erwähnen.
Bei der sogenannten Spanprobe wird für "normalen" Stahl eigentlich nur Nadelholzstücke (Fichte, Tanne) verwendet. Eichenholz kommt bei der Prüfung bei Nichteisenmetallen (Alu-, Magnesiumlegierungen...) zur Anwendung.

Zu den Anlassfarben ist zu sagen, dass man bei normalen Stahl diese nicht exakt bestimmen kann.
Das komplette Spektrum der Anlassfarben entsteht nur bei höherlegierten, bzw C- oder Werkzeugstahl. Dies hat mit der ungleichmäßigen Entstehung der Oxydschicht (die die Farbe bildet) auf dem Metall zu tun. (Das ausgiebiger zu erklären würde an dieser Stelle aber wohl zu weit führen!)
Bei normalem Stahl treten meist nur gelb, bzw blaue Verfärbungen auf, die aber so ohne weiteres keine genaue Aussage über eine bestimmte Temperatur zulässt.

Vielleicht noch ein Hinweis:
Soll zum Bearbeiten (zB.: biegen) eines Stück Stahls dieses erwärmt werden, muß man immer mindestens die 500°C Grenze überschreiten, da es sonst zum Bruch (Blaubruch) oä. kommen kann!


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NorbertE
Geschrieben am: 16.07.2008, 16:17
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Schmiedie, es war mir schon klar, dass Du dort Bescheid weisst oder wissen musst. Ist ja auch gut so. Diese Kolbenbodentemperatur habe ich wirklich aus dem alten "schlauen Buch". In dem ist auch die Kernseifenmethode drin, die ich aber bewusst weggelassen habe, da ich nicht weiss, ob man richtige Kernseife heute überhaupt noch so bekommt. hmm.gif

Hauptsächlich gings mir um die Temperatur bei der Lager-Ein-/Ausdrückerei bei den Motorhälften und natürlich um so bissel Wissenswertes um Temperaturen allgemein. Das das natürlich abhängig vom Material ein weitgespanntes Feld ist, weiss ich.


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