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> Räder aus dem nichtsozialistischen Ausland, Der Westspionage-Thread
mulchhüpfer
Geschrieben am: 19.08.2014, 19:29
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Im eigenen Saft zu schmoren, ist schön, doch der Blick übern Tellerrand ist auch mal interessant. Und erlaubt auch interessante Rückschlüsse auf die DDR-Fahrräder.
Neulich geriet mir zufällig ein West-Rad in die Hände. Ein Kumpel aus Dresden meinte, er hätte da ein altes verrottetes Fahrrad, das ich doch für seine Freundin mal fit machen könnte. Zu meiner Überraschung handelte es sich jedoch wider Erwartens um kein Diamant oder Mifa, sondern ein Fahrrad "made in W.-Germany". Zur Marke "International" konnte ich auf die Schnelle keine Infos finden (denen da drüben scheints an einer FahrradWiki zu fehlen smile.gif ). Jedenfalls kam das Rad nach Dresden, weil eine Frau in n 80er Jahren in die DDR übergesiedelt ist (ja, auch das gabs) und dabei unter anderem ihr Rad mitgenomen hat.

Ich habe mich der Sache gern angenommen, um mal einen Vergleich zu bekommen. Es scheint ein eher einfach ausgestattetes 26er City-Bike zu sein (sofern es diesen Begriff damals schon gab). Ein Vergleich mit den damaligen Diamant- und Mifa-Tourensporträdern bietet sich an. Los gehts...

Erst mal ein paar Fotos der Ausgangsbasis.

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mulchhüpfer
Geschrieben am: 19.08.2014, 19:32
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Wie zu erkennen, war die Sunstanz eigentlich gut

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mulchhüpfer
Geschrieben am: 19.08.2014, 19:35
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Soweit die Basis. Überall oberflächlicher Rost und viel Dreck. Darunter ein recht hübsches Fahrrad.

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mulchhüpfer
Geschrieben am: 19.08.2014, 19:38
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Erst einmal wurden sämtliche Innereien zerlegt. Man erkennt auch schon den interessanten Unterschied: Der Rücktritt ist völlig anders konstruiert. Das Keiltretlager in Thompson-Ausführung ist dagegen kaum von der DDR-Variante zu unterscheiden. Es stammt hierbei von einem französischen Hersteller. Die Naben sind von Sachs. Das Halteblech des Kugellagers der Hinterachse hätte ich bei der Demontage beinahe zerstört, es saß extrem fest.

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phänomario
Geschrieben am: 19.08.2014, 19:48
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QUOTE (mulchhüpfer @ 19.08.2014, 20:38)
Man erkennt auch schon den interessanten Unterschied: Der Rücktritt ist völlig anders konstruiert.

Sieht nach dem Centrix Prinzip aus bzw. dem Prinzip der IFA-Nabe, also auch nicht so viel anders als diese Lösungen auch in der Täterä Verwendung fanden.


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Grüße Mario

DAS DDR-Fahrradwiki
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mulchhüpfer
Geschrieben am: 19.08.2014, 19:50
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Antrieb und Rücktritt in ihrer Zusammensetzung. Anstatt von Walzen und Bremskonus kommt hier ein anderes Wirkprinzip zum Einsatz, das mit dem Foto am besten beschrieben ist (mir fehlen an der Stelle etwas die Worte)
Er ist dem "DDR-Rücktritt" eindeutig überlegen. Abmessungen und Gewicht sind viel geringer, dadurch ist das ganze Hinterrad deutlich leichter. Auch die Wirkung überzeugt: Mit geringerem Kraftaufwand lässt sich eine gut dosierbare Bremswirkung erzielen. Bei Betätigen des Rücktritts schiebt sich dieses gezähnte Teil da in den Bremsmantel und spreizt diesen auf.

Was den Antrieb betrifft: Die Nabe hat auf der Antriebsseite eine Verjüngung. Dieses gezähnte, bewegliche Teil wickelt sich beim Treten nach Außen in die Vejüngung rein und gewährleistet so den Kraftschluss. Ein Durchrutschen, wie es etwa bei zu stark gefetteten Walzen passieren kann, ist hier ausgeschlossen.

Insgesamt wirken die Kräfte auf weniger Material. Das könnte erhöhten Verschleiß/kürzere Lebensdauer als bei der Ost-Variante bedeuten. Dafür sprechen auch die erheblich dünneren Kugellager. Ich weiß aber nicht, ob das durch bessere Materialqualität ausgeglichen wird. hmm.gif

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mulchhüpfer
Geschrieben am: 19.08.2014, 20:00
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Das geputzte Rad. Ausgetausch habe ich lediglich die Reifen, sonst nichts. Dank Elsterglanz ließ sich der meiste Rost entfernen.

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mulchhüpfer
Geschrieben am: 19.08.2014, 20:12
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Was mir im Vergleich zu vergleichbaren DDR-Rädern aufgefallen ist:

+ Rücktritt leicht bedien- und gut dosierbar
+ Felgenbremsen ebenfalls leichtgängiger und wirksamer, vermutl. wegen profilierter, breiterer Bremsbacken
+ verchromte Stahlfelgen bieten viel Glanz und sind seltsamerweise kaum schwerer als Alufelgen
+ Speichen aus nichtrostendem Material. Glänzt zwar nicht, aber dafür nie Rost
+ Eleganter, praktischer Kettenschutz (linke Seite offen, daher alles zugänglich)
+ Lackierung macht einen recht hochwertigen Eindruck, das Dekor dagegen nicht so solide
+ aufwendig profilierte, stabile Schutzbleche (ob sie schön sind, ist ne andere Frage)

- Sattel absolut Sch****, so viel Schmerzen nach paar km hatte ich noch nie
- Lenker und Sitzposition/Rahmen auf Omas ausgerichtet, sportliche Fahrweise unmöglich
- Chromqualität der Pedalarme schlecht
- Dynamo war offenbar nicht der beste, wurde mal gegen ein DDR-Produkt ausgetauscht

Leider kann ich zu Preis und Baujahr des Rades nichts sagen. Ich frage den Kumpel noch mal ob sich die Dame noch ungefähr an das Kaufdatum erinnert. Ich nehme an dass es aus den späten 1980er Jahren stammt, weil die Rahmenrohre bereits relativ dick sind. Es ist definitiv ein Vorwende-Rad, denn auf dem Dekor vorn steht "made in W.-Germany".

Überraschenderweise ist das Rad nicht schwerer als ein Diamant Tourensportrad, trotz diverser Anbauteile, Stahlfelgen und dem relativ dicken Rahmen.

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mulchhüpfer
Geschrieben am: 19.08.2014, 20:18
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So, das wärs erst mal. Soweit mein Eindruck dazu. Viell. lassen sich noch mehr Infos zu Westrädern zusammentragen.

PS: Eingeprägte Jahreszahlen konnte ich nirgends finden, weder auf Naben, Achsen oder Beleuchtung. (Außer dem Scheinwerfer, aber der ist wie auch der Dynamo ein DDR-Teil).


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Nico241090
Geschrieben am: 20.08.2014, 07:22
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Schau doch mal auf den Dynamo, bzw in die Lampe. Die werden am Ende sogar Orginal da dran sein. Solche Sachen wurden in den 80er kräftig in die BRD und Niederlande exportiert.


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Nicht jeder, der die Bretter, die die Welt bedeuten betritt, merkt, dass er auf dem Holzweg ist.

Besucht auch mal meine Website: http://ddr-zweirad.de.tl/Home.htm
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Seidel&Naumann
Geschrieben am: 20.08.2014, 07:50
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Das sind Lampen meistens von Union! Ich hab ne haufen von denen und keine einzige ist geprägt mit Jahreszahl! Bei den Dynamos is das genau so! Aber das Fahrrad würde ich Ende 70er Anfang 80er Jahre datieren! Glaubt mir! Ich hatte bis jetzt nur ein DDR Fahrrad der Rest war Vorkriegs und Nachkriegsräder!(Wohn in Südhessen und dort sind DDR Räder ziemlich selten anzutreffen) Solche sieht man hier noch zu Unmengen!
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mulchhüpfer
Geschrieben am: 20.08.2014, 09:45
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QUOTE (Seidel&Naumann @ 20.08.2014, 07:50)
Solche sieht man hier noch zu Unmengen!

Ich bin auch überrascht wieviele davon noch existieren. Nach Ostberlin ist ein ganzer Haufen schon rübergeschwappt, schöne alte Räder von Victoria, Hercules, Peugeot usw. Ich nehme an der Grund ist, dass es bei den Westrädern nicht diese Wegwerf-Mentalität gab, die sämtliche DDR-Produkte zur Wende ereilte. Ich hatte auch schon mal ein Rad von Puch, das wurde leider geklaut. Mit großem Blech-Kettenschutz, liebevollem Dekor und hochwertiger Lackierung machen die Räder optisch schon einiges her. Diese billigen Chromfolie-Dekore der 80er Jahre lassen die Ost-Räder ja ziemlich spartanisch wirken. Von den selbst damals noch produzierten Modellen mit Stempelbremse reden wir lieber erst gar nicht ^^

Wenn jemand nen Link zu ner Interessengemeinschaft zu alten Westrädern findet ? Ich finde nichts. Gibts diese Leute wirklich nicht, oder haben die einfach noch nichts von Internet gehört? Wäre schon mal interessant, auch dort ging zur Wendezeit ja eine Epoche zuende, viele Hersteller wie Puch, Hercules usw. stellten in der Zeit die Produktion ein bzw. gingen pleite.

QUOTE
Aber das Fahrrad würde ich Ende 70er Anfang 80er Jahre datieren!

Scheint mir inzwischen auch so, die Farbe passt nämlich nicht in den Zeitgeist der 80er, eher späte 70er Jahre, genau. Dieses Herculesrad ist angeblich auch aus den 70ern: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Herkules_fahrrad.jpg

QUOTE
Schau doch mal auf den Dynamo, bzw in die Lampe. Die werden am Ende sogar Orginal da dran sein. Solche Sachen wurden in den 80er kräftig in die BRD und Niederlande exportiert.
Jepp, mal sehen ob sich da was findet.


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mulchhüpfer
Geschrieben am: 25.08.2014, 12:30
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Hab noch mal mit dem Kumpel gesprochen: Ich muss etwas richtig stellen, die Verwandte kam erst 1993 nach Dresden, also nicht wie eingangs gesagt zu DDR-Zeiten. Das Rad hatte sie Anfang der 90er gebraucht in Straßbourg gekauft. Der Dynamo ist von II/86.

Zu dem omahaften Fahrgefühl trägt bei dass die Übersetzung ziemlich "langsam" ist, langsamer als bei DDR-Tourensporträdern. Etwa so wie beim Klapprad.

Ich habe die Hercules-IG nach Ansprechpartnern für Fahrräder angefragt - leider keine Reaktion.


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mulchhüpfer
Geschrieben am: 03.09.2014, 18:35
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Noch eine Info zum hier beschriebenen Rücktritt: Es handelt sich dabei um das von Fichtel & Sachs vermarktete Komet-Prinzip.


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mulchhüpfer
Geschrieben am: 03.08.2015, 11:22
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Hier noch mal eine Explosionsdarstellung der Nabe:
http://www.scheunenfun.de/images/naben_inf...2_liste1975.pdf

Nun frage ich mich, warum sich das Komet-Prinzip nicht durchgesetzt hat? Es erscheint mir eigentlich simpler/effektiver konstruiert. Aber auch Fichtel & Sachs (West) hatte ja offenbar mehr Erfolg mit der parallel angebotenen Torpedo-Nabe nach Rollen/Walzen-Prinzip.

Einige scheinbare Vorzüge des Kometprinzips, die ich hier aufgeführt habe, besitzen spätere Torpedo-Naben ebenfalls (geringes Gewicht, weniger benötigte bremskraft etc). Diese Weiterentwicklungen wurden bei Renak ja offenbar nicht nachvollzogen. http://www.scheunenfun.de/images/naben_inf...-liste-1972.pdf


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