Morgen,
Dein Vorhaben ist absolut nicht als "wahnsinnig" zu bezeichnen. Es zeugt eher von eigenem Geschmack und - in der heutigen Zeit - ist Zeichen von "Individualität".
Die Ost-Oldtimer besitzen den unschätzbaren Vorteil, dass sie (ordentliche Wartung und sachgemäßer Umgang vorausgesetzt!) sehr robust sind und auch ziemlich viel mit machen... Das rührt schon allein daher, dass die Karren von haus aus nicht auf schnelles Kaputtgehen konstruiert sind, sondern möglichst lange halten sollten und im Notfalle mit improvisierten Hilfsmitteln wieder weiterfahren können. Der nächste Vorteil ist die Ersatzteillage. Vergleicht man die Preise für Verschleißteile oder Sicherheitsteile (Bowdenzüge, Bremsen usw), stellt man schnell fest, dass es relativ viel Ersatzreile gibt (sicherlich auch in teils fragwürdigen Qualitäten, daher auch weise, dich hier im Forum anzumelden, wo wir versuchen, gute und schlechte Nachbauteile zu filtern und zu publizieren) und zwar zu vertretbaren Preisen.
Nur mal als Vergleich (ist jetzt zwar PKW, lässt sich aber sicherlich auch auf die Zweirad-Ecke im Vergleich MZ zu Honda oder Kawasaki übertragen): ein neuer Radbremszylinder für Wartburg 311 kostet 30,- Euro, gleiches Teil für ein vergleichbares "Westprodukt", etwa den Auto Union 1000 über 80,- Euro. Beide Autos sind ungefähr gleiche Liga.
Mit ner RT oder ner frühen ES wirst du sicherlich gut bedient sein. Noch alltagstauglicher sind natürlich die Spät-Modelle TS und aufwärts, aber wenn es dir eher die "alten Formen" angetan haben, bist du mit den Zschopauer Modellen wirklich gut beraten!
AWO würde ich im Alltag für etwas fragwürdig halten, gerade bei Übergangswetter oder im Winter. Da der Motor recht temperaturempfindlich ist, d.h. er will behutsam warm gefahren werden, bei kalten Temperaturen vllt. sogar erstmal ein paar Minütchen tuckern, das ist im Alltagsbetrieb, gerade auf dem Weg zur Uni recht lästig. (glaub mir, ich weiß wovon ich rede, ich bin selber Student und fahre täglich 25km hin und 25 km zurück auf Simson bzw. Moskwitsch)
Bei der RT - kein Problem...

Antreten, aufsitzen, Brille auf, und dann feste Gas

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Und es muss dann auch nicht unbedingt eine E-Zündung sein. Wie ich schon sagte, bei ordentlicher Wartung und korrekten Parametern ist auch eine U-Zündung sehr zuverlässig!! Und wenn du mal stehen bleiben solltest: Deckel ab, nachgeschaut, fehler beheben, weiter fahren. Geht bei der E-Zündung nicht!
Auch da wieder: ich habs durch, ein Jahr lang Wartburg 353, Baujahr 74 im studentischen Alltag bewegt bei Wind und Wetter, mit Einkreisbremsanlage, Gleichstromlichtmaschine, Unterbrecherzündung und Statikgurten. Puristischer Luxus.

Aber ein Hingucker auf jedem Parkplatz! Ich finds schön, wenn Leute sich Fahrzeuge mit Alleinstellungsmerkmalen suchen, die keine 8 Zylinder und Endrohre wie Kanaltunnel haben.
Letztendlich ist es deine Entscheidung und du musst es selber ausprobieren.
Sicher ist aber, dass du an ner "alten Karre" viel Freude haben wirst, gerade wenn du damit deinen Alltag bestreiten kannst.
Bei Zweifeln: Sag dir immer:
"Früher gings doch auch!"
mfG Christoph